[avatar user=“AnjaC“ size=“75″ align=“left“ /]Heute eröffnet eine fotografisch stille und gerade deswegen beeindruckende Ausstellung im Jüdischen Museum in Wien.
Das Südbahnhotel. Am Zauberberg der Abwesenheit. Fotografien von Yvonne Oswald
Das Südbahnhotel auf dem Semmering wurde 1882 von der Südbahngesellschaft errichtet. Aufgrund der hervorragenden Anbindung durch die 1854 eröffnete Semmeringbahn wurde das Hotel vor den Toren Wiens rasch zu einem der wichtigsten Ferien- und Luftkurorte für die gehobenere Wiener Gesellschaft. Das Grand Hotel, mit 356 luxuriösen Zimmern, zahlreichen Speisesälen, Cafés, einem Kino und Theatern und wunderschönen Parkanlagen, stach vor allem auch durch seine besondere Architektur und Gestaltung hervor.
Bis heute steht es als Symbol für eine moderne und künstlerisch inspirierende Epoche. Persönlichkeiten wie Arthur Schnitzler, Hugo von Hofmannsthal, Karl Kraus, Alfred Polgar, Peter Altenberg, Gustav Mahler, Franz Werfel, Stefan Zweig, Sigmund Freud, Ludwig Wittgenstein, Felix Salten, Alma Mahler-Werfel oder Robert Musil, die das Kultur- und Geistesleben des 20. Jahrhunderts prägten, sind in ihrem Schaffen eng mit dem Semmering verbunden.
Nach der Annexion Österreichs durch das nationalsozialistische Deutschland und der damit verbundenen Vertreibung und Ermordung der jüdischen Gäste des Südbahnhotels begann dessen Niedergang, der sich nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs fortsetzte –
die Abwesenheit der früheren Gäste hinterließ auch dort eine Lücke, die nicht zu schließen war. 1976 wurde das Hotel endgültig geschlossen und ein Teil zu Wohnungen umgebaut. Der Großteil der ehemals so prunkvollen Räumlichkeiten steht allerdings bis heute leer.
Die Fotografin Yvonne Oswald hat sich auf eine intensive Spurensuche begeben und fing die verbliebene Aura im Südbahnhotel mit ihrer Kamera ein. Die Ausstellung im Museum
Judenplatz zeigt eine fotografisch-künstlerische Arbeit über das im historischen Kontextwichtigste, weitgehend original erhaltene, Palasthotel Mitteleuropas. Die Fotografien
versinnbildlichen die Leere, die durch die Ermordung und Vertreibung der Jüdinnen und Juden entstanden ist.
Kurzbiographie Yvonne Oswald
Die in Salzburg geborene Yvonne Oswald studierte Fotografie, Malerei und Illustration an der Hochschule für angewandte Kunst in Wien, an der Academie des Beaux Arts in Paris, an der Parsons School of Design in New York, sowie an der Schule für künstlerische Fotografie bei Friedl Kubelka in Wien. Yvonne Oswald hat bereits sechs Bücher zu verschiedenen Themen publiziert. Sie lebt und arbeitet in Wien.
Besucherinformationen
Museum Judenplatz
Judenplatz 8, A-1010 Wien
Ausstellungsdauer: 10.09.2014 bis 11.01.2015
Öffnungszeiten: Sonntag bis Donnerstag 10 bis 18 Uhr, Freitag 10 bis 14 Uhr
Eintritt: € 10, ermäßigt € 8 (Kombiticket, gilt vier Tage ab Ausstellungsdatum auch für das Museum in der Dorotheengasse)
Parallel zu der von Danielle Spera kuratierten Ausstellung erscheint ein Katalog.
Bilder und Texte mit freundlicher Genehmigung des Museum Judenplatz.