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Wo Licht ist, da ist auch Schatten
Der Autor
Stephan Wiesner ist hauptberuflich in der IT-Beratung tätig. „Quasi nebenbei“ ist er als semi-professioneller Fotograf tätig und betreibt einen YouTube-Kanal sowie einen Blog zum Thema Fotografie. Und jetzt ist er auch noch Buchautor.
Der Inhalt
Neben einer Standortbestimmung (z.B. was ein gutes Foto ausmacht), den handwerklichen Grundlagen (z.B. Konzeption und Bildkomposition) und den technischen Basics (z.B. ISO, Blende und Verschlusszeit sowie Ausrüstungsfragen) werden in diesem Buch verschiedene Landschaftsmotive (z.B. Nebel und Wasserfälle) einzeln besprochen. Bildbearbeitung wird (im Detail) nicht behandelt. Fast jedes Kapitel besteht aus einer Anekdote, Beschreibung der Technik, Beispielfoto(s) und Übungsaufgabe(n). Die zahlreichen Beispielfotos sind mit Exif-Angaben versehen.
Das Buch richtet sich sowohl an Anfänger als auch an Fortgeschrittene.
Die Bewertung
Das Konzept Anekdote-Beschreibung-Übungsaufgabe dürfte in der Welt der Lehr- und Trainingsbücher so ziemlich einmalig sein. Beabsichtigt oder nicht – jedenfalls erzeugte dieses Konzept bei mir das angenehme Gefühl, eher in einem Workshop zu sitzen, als ein staubtrockenes Lehrbuch zu lesen. Aber um ehrlich zu sein, manchmal waren mir die Anekdoten zu viel. Beim ersten Lesen des Buches habe ich einige übersprungen.
Stephan Wiesner nimmt einem als Anfänger viele Ängste bezüglich der „hohen Anforderungen“ in der Landschaftsfotografie. So zum Beispiel sind den Themen „Was ist ein gutes Foto?“ und „Vorurteile in der Landschaftsfotografie“ eigene Kapitel gewidmet. Fotografie ist (zum Teil auch) Handwerk und das kann man erlernen.
Dem ganzen Buch ist eine Motivation innewohnend, das Sofa zu verlassen, um rauszugehen und gute Fotos zu machen. Auch das ist im Bereich der Lehrbücher auch eher selten anzufinden.
Thematisch spannt Wiesner den Bogen von der einfachen Ausrüstung über die Planung eines Zielfotos bis hin zur Aufnahme und den technischen Aspekten. Lediglich die Nachbearbeitung (z.B. mittels Lightroom, Photoshop) wird nur am Rande angesprochen (und würde dem Autor nach „den Rahmen des Buches sprengen“).
Ich glaube, kein anderes Buch zur Landschaftsfotografie geht so sehr auf den Bereich der Planung (z.B. wie man eine gute Location findet und zu welcher Uhrzeit man vor Ort sein sollte) ein wie dieses. Auch zeigt der Autor an mehreren Beispielen, dass nicht ein „single shot“ oder ein Glücksfall zum ultimativen Erfolg führt. Nein, zu einem guten Foto kommt man über eine gute Planung und ein mehrfaches Ausprobieren von Varianten.
Bei technischen Aspekten zitiert Stephan Wiesner einfach Wikipedia oder verweist auf seinen Youtube-Kanal. Gut, als Internet-Blogger muss man sich nicht wiederholen – das verstehe ich. Vielleicht bin ich auch die falsche Zielgruppe. Ich bin nicht ständig online! Vielmehr möchte ich, wenn ich ein Buch lese, die Dinge im Buch erklärt haben und nicht auch noch ein Tablet oder Notebook dabei haben, um die Verweise des Buches nachzuschlagen. Überhaupt sind die technischen Aspekte rund um Kamera und Objektiv an der einen oder anderen Stelle oberflächlich und ohne übergreifenden Gesamtzusammenhang gehalten. Eine gründliche, in die Tiefe gehende, widerspruchsfreie und ganzheitliche Erörterung findet oftmals nicht statt.
Abschließend noch zum Tutorial-Anteil: Am Kapitelende gibt es „Hausaufgaben“. Der zuvor theoretisch erarbeitete Lehrstoff wird mittels konkreter Aufgabenstellung in die Praxis umgesetzt. „Weg vom Sofa und ausprobieren“ heißt hier das Motto. So eine kleine Motivationshilfe nützt … !
Das Fazit
Inhalt: 4 von 5 Sternen
Lesbarkeit: 4 von 5 Sternen
Grafiken: 4 von 5 Sternen
Allgemeiner Eindruck: 3 von 5 Sternen
Kaufempfehlung: 3 von 5 Sternen
Insgesamt ergeben sich sehr großzügig gewertete 4 von 5 Sternen.
Die Daten
Stephan Wiesner. Landschaftsfotografie Tutorial. Trainingsbuch zum Fotografieren lernen erschien am 27. Oktober 2016 im mitp-Verlag. 240 Seiten, Softcover, komplett in Farbe, 16,9 x 1,7 x 23,8 cm. Auch als E-Book erhältlich.
ISBN 978-3958455375
Preis Buch 24,99 Euro | E-Book 21,99 Euro
Hier geht es zur Leseprobe.
Rezension: Holger Pfromm