02.09.2018 / 22:20 / 60 min / RBB Ein Leben für den Augenblick. Die Bilder des Fotografen Tony Vaccaro Ein Film von Daniel & Jürgen Ast
Ein Leben für den Augenblick
Ein Leben fixiert auf den entscheidenden, flüchtigen Moment, den es festzuhalten galt. Lebensnah, vertraut, intim. Nicht nur dabei sein, sondern mitten im Geschehen – so machte der New Yorker Fotojournalist Tony Vaccaro seit Jahrzehnten seine Fotos. Zehntausende dieser fotografischen Augenblicke zählt sein Leben.
Mit Vaccaros Augen sah ein Millionenpublikum Picasso, Max Ernst, Grace Kelly und Sophia Loren, John F. Kennedy und Maria Callas. Bilder von ungebrochener Wirkungskraft, die heute, in der Zeit der schnellen Fotos, der Selfies, des Internets und seiner Flut an Informationen und Bildern, zu Ikonen des Fotojournalismus geworden sind.
Vaccaros außergewöhnliche Karriere begann 1944 am Strand von Omaha Beach in der Normandie, als Soldat der 83. Infanteriedivision. D-Day hieß für ihn: In der einen Hand ein M1-Sturmgewehr in der anderen seine Argus C-3 Kamera. Auf dem Weg quer durch Europa machte er tausende Fotos, eine einmalige Dokumentation des Lebens und Sterbens im zweiten Weltkrieg. Bis 1949 blieb Vaccaro in Europa.
li: Der Kuss der Befreiung | re: Ein alter Mann aus Bonefro, Italien | beide: © rbb/Tony Vaccaro
Als Fotograf für The Stars and Stripes, die Zeitung der US-Army, wurde er zum Chronist der Nachkriegszeit, der ersten Friedensjahre, besonders des zerstörten und langsam wieder Hoffnung schöpfenden Deutschlands. Immer wieder zog es Vaccaro auch in seine zweite Heimat Italien. Hier lebte er von1925-39, hier kamen seine Eltern her. Es entstanden außergewöhnliche Fotos, ganz im Geist des Neorealismus.
Mit der Rückkehr in die USA startete Vaccaro in New York seine dritte Karriere, als Fashion- und Porträt-Fotograf. Drei Jahrzehnte füllten seine Foto-Storys die großen Glamour-Zeitschriften und Magazine. In den Fotos über die Twin Towers seiner Heimatstadt New York schließt sich für Vaccaro auch ein Kreis. Die ersten Aufnahmen entstanden schon in der Planungsphase des World Trade Centers, seine letzten Aufnahmen am 11. September 2001, als die Zwillingstürme in Flammen aufgingen. Über ein halbes Jahrhundert, nachdem er schon den Weltkrieg dokumentierte, hielt er wieder Bilder der Zerstörung fest.
Der Film von Daniel und Jürgen Ast erzählt ein halbes Jahrhundert Weltgeschichte mit den Augen eines Fotografen. Ein Einblick in ein außergewöhnliches Leben mit Bildern von einem der letzten großen Magier des „Goldenen Zeitalters der Fotografie“.
Bilder und Text mit freundlicher Genehmigung von RBB.