Mehr als Modefotografie
Die in München lebende Modefotografin Elizaveta Porodina hat sich längst in den internationalen Hochglanzmagazinen einen Namen gemacht. Ihre skurrilen und schrillen Inszenierungen für namhafte Modelabels erschienen in der Vogue und im Harper’s Bazaar; auf Instagram kann sie sich über eine große Anzahl von Followern freuen.
Das Münchner Stadtmuseum zeigt bis zum 27. Januar 2019 in der Reihe FORUM eine Auswahl aus dem vielseitigen Repertoire der Fotografin. FORUM ist das hauseigene und sehr erfolgreiche Ausstellungsformat für junge Fotografie.
Zu sehen sind Bilder und Werkgruppen, die über die reine Praxis der Modefotografie hinausgehen. Vielmehr handelt es sich um Portraits, die von seelischer Zerrissenheit und düsteren Vorahnungen geprägt sind.
Porodina beschäftigt sich in ihren Lichtbildern mit der unüberwindbare Distanz zu ihren Mitmenschen und Methoden der Verstellung – so nah man sich auch stehen mag, so nah die Kamera auch an ihr Motiv heran treten kann, sichtbar werden häufig nur die Grenzen. Diese sinnbildliche Barriere nimmt die Fotografin mit ihren Studiotechniken und Hilfsmitteln auf: um malerische Effekte zu erzielen verwendet sie milchige und fettige Glasscheiben. Oder sie setzt geschickt Bewegungsunschärfen und Mehrfachbelichtungen ein, um Störeffekte zu erzeugen. Ob Schwarz-Weiß oder in Farbe, keines ihrer Bilder bietet einen direkten und offenen Zugang zum Dargestellten. So entwickeln sich die Figuren in ihren Bilder zu Projektionsflächen für Narrationen, Fanatasien und Selbstreflexionen.
Porodina greift neben surrealistischen Stilelementen Darstellungsmodi der klassischen Modefotografie auf, seien es das Licht und die Accessoires eines Edward Steichen oder Techniken der Bildmanipulation und Verfremdungsstrategien, die an Erwin Blumenfeld erinnern. Mit diesen teils dadaistischen Anleihen gelingt es der Fotografin, einen eigenen wiedererkennbaren Stil zu entwickeln, der sich insbesondere durch die intime, träumerische und entrückte Stimmung der Bilder auszeichnet.
Über Elizaveta Porodina
1987 geboren in Moskau, Russland
2000 Umzug nach München
2006 – 2011 Studium und Abschluss in Klinischer Psychologie, Ludwig-Maximilians-Universität München
2011 – 2013 Studium und Arbeit im Bereich der Psychotherapie in München
2013 – heute Fotokünstlerin und Modefotografin
Ausstellungen
2016 Helmut Newton Retrospective, FOAM, Amsterdam
2016 Bikini Diaries: Elizaveta Porodina’s Dark Iconography, Galerie Max Weber, Berlin
2017 Das Bilderbuch der Elizaveta Porodina, OstLicht, Wien
Die Ausstellung wurde kuratiert von Katharina Zimmermann, Stipendiatin der Alfried Krupp von Bohlen und Halbach-Stiftung, Essen.
Besucherinformationen Münchner Stadtmuseum St.-Jakobs-Platz 1, 80331 München Tel +49 (0)89-233-22370 Ausstellungsdauer: bis 27. Januar 2019 Öffnungszeiten: Di bis So 10-18 Uhr Eintritt: 7 Euro, ermäßigt 3,50 Euro, unter 18 Jahren frei
Bilder und Texte mit freundlicher Genehmigung von Münchner Stadtmuseum
Unsere chronologische Übersicht aktueller Fotoausstellungen im deutschsprachigen Raum.