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Praktische Tipps und Anregungen für die eigene Dunkelkammer
Ich wusste ja nicht so Recht, was ich von diesem Buch zu erwarten hatte. Wer sich heute mit analoger Photographie beschäftigt, wer heute einen Film in eine Kamera einlegt und diesen nach der Belichtung selbst entwickelt und/oder vergrößert, der tut dies nicht um Gesehenes zu dokumentieren. Das kann eine Digitalkamera inzwischen besser und schneller; sie ist das modernere und vielseitigere Werkzeug, erlaubt insbesondere sekundenschnelle, digitale Publikation.
Wer also heute noch (oder wieder) analog photographiert, der tut dies weniger um des Ergebnis Willens, sondern weil der Weg zum Ergebnis hin einen gewissen Reiz hat. Ich glaube, man kann hier ganz klar sagen: „Der Weg ist das Ziel“, und damit beginnt auch das Buch im ersten Kapitel. Die Autoren sprechen von der „Freude am Prozess“ und gehen das Thema insgesamt undogmatisch und mit viel Freude am Experimentieren an.
Die Kapitel
- Warum Analog
- Analog oder Digital
- Kameras und Filmformate
- Belichtung
- Filme
- im Labor
- Weiterverarbeitung
- Präsentation
- Aufbewahrung und Archivierung
- Spass am „geplanten Zufall“
und die Anhänge werden auf knapp 300 sehr textlastigen Seiten im quadratischen Format behandelt. Selbstverständlich gibt es eine Einführung in die Technik – angefangen beim Schichtaufbau von Filmen über Kameratypen bis hin zu chemischen Eigenschaften verschiedener Entwicklungslösungen. Hier möchte ich ganz besonders auf die „Kaffee-Entwicklung“ hinweisen; im Buch werden viele Anregungen gegeben, mit „unüblichen“ Materialien zu arbeiten, zum Beispiel eigene Entwickler-Chemie mit Kaffee anzusetzen.
„Absolut Analog“ ist kein Lehrbuch für den Umgang mit einer analogen Kamera.
Der Teil, der sich mit Aufnahme und Belichtung beschäftigt, macht nur rund 60 von 300 Seiten aus.
Interessante und sehenswerte Photos finden sich somit auch vorwiegend in den ersten Kapiteln, danach dienen die Abbildungen meist der Dokumentation des Textes.
Der Kern des Buches ist ganz klar das Thema Entwicklung von Filmen, wobei sowohl auf S/W-, Farb- und Diamaterial ausführlich eingegangen wird.
Push- Pull- und Crossentwicklung, verschiedene Entwicklertypen, Einfluss von Temperatur und Konzentration/Verdünnung im Prozess …
Genau hier sehe ich auch den (einzigen) Kritikpunkt am Buch: der Sub-Titel möchte uns „Fotografieren wieder entdecken“ lassen, das Buch behandelt jedoch überwiegend den Prozess NACH der Aufnahme.
Fazit
Vieles, was ich hier gelesen habe, hätte ich gern vor 30 oder 40 Jahren gelernt und/oder gewusst. Wer sich heute mit dem Gedanken an eine eigene Dunkelkammer beschäftigt, findet in diesem Buch sowohl praktische Tipps wie auch reichlich Anregungen zum Experimentieren (allein drei Caffenol-Rezepte). Letzteres ist ein Alleinstellungsmerkmal und allein dafür verdient „Absolut Analog“ die volle Punktzahl.
Die Daten
Monika Andrae, Chris Marquardt. Absolut analog. Fotografieren wieder entdecken: in Kleinbild-, Mittel- und Großformat erschien am 10. September 2018 im dpunkt.verlag. 2., erweiterte und aktualisierte Auflage, 310 Seiten, komplett in Farbe, Festeinband, 21 x 2,5 x 25,7 cm.
Preis: 34,90 Euro | E-Book 27,99 Euro
ISBN: 978-3-86490-565-0
Leseproben
- Inhaltsverzeichnis (PDF)
- Belichtung (PDF)
Rezension: Stefan Schmitz