Über den Fotografen des Spektakels
Gemeinsam heben die Reiss-Engelhorn-Museen Mannheim (rem) und das weltberühmte Centre Pompidou vom 23. März bis 30. Juni 2019 einen Schatz der Fotografiegeschichte. Mit Die unersättliche Kamera widmet sich erstmals eine Ausstellung dem facettenreichen Werk des Fotografen Gaston Paris (1905-1964).
Die Schau ist Auftakt zu einer engen Kooperation zwischen den beiden Institutionen. Sie feiert in Mannheim Premiere, bevor sie in der französischen Hauptstadt zu sehen ist. Die Schirmherrschaft übernimmt Ihre Exzellenz, Anne-Marie Descôtes, Botschafterin der Französischen Republik.
Gaston Paris war einer der populärsten Reporter im Paris der 1930er Jahre. Der Chronist fing das Lebensgefühl der pulsierenden Seine-Metropole ein. Er war ein Meister der unterschiedlichen Themen und Blickwinkel. Ob die Tänzerinnen der Folies Bergère oder die Akrobaten im Zirkus, die Armen der Pariser Vorstädte oder die Mannequins der Surrealisten, moderne Stahlarchitekturen, Zuchthäuser oder Stars des französischen Chansons wie Edith Piaf – Gaston Paris setzte alles mit derselben formalen Perfektion in Szene.
li: Blick vom Eiffelturm, Paris, 1937 | re: Eiffelturm, Paris, 1937 | beide: © Gaston Paris / Roger-Viollet
Scheinbar mühelos beherrschte er den Spagat zwischen den verschiedenen Genres. Wie ein Schwamm saugte der Autodidakt die Stilrichtungen seiner Zeit auf. So spielte er als Hommage auf das Neue Sehen mit extremen Perspektiven und lichtete mit seiner Mittelformatkamera immer wieder surrealistisch anmutende Motive ab.
Ein Vertreter des frühen Fotojournalismus
Mit zahlreichen Reportagen in französischen illustrierten Zeitungen schuf Gaston Paris ein schillerndes Bild von Paris und der französischen Gesellschaft vor dem Zweiten Weltkrieg. Seine Aufnahmen prägten das Gesicht des legendären und stilbildenden Magazins VU, für das viele namhafte Fotografen wie Henri Cartier-Bresson, Brassaï oder Robert Capa arbeiteten. Die Ausstellung gewährt einen faszinierenden Blick in das noch junge Feld des Bildjournalismus.
li: Die französische Sängerin Edith Piaf (1915-1963) bei einer Schallplattenaufnahme, Paris, 1937-1938 | re: Jahrmarkt, Panther-Frau, um 1941 | beide: © Gaston Paris / Roger-Viollet
Gaston Paris erzählte mit seinen Bildern Geschichten. Er war ein Fotograf des Spektakels, immer auf der Suche nach Sensationen, die am Kiosk das Interesse des potentiellen Lesers weckten. Nach dem Zweiten Weltkrieg führten ihn Reportagen ins besetzte Deutschland und nach Österreich. Einem Kaleidoskop gleich nähert sich die Ausstellung dem Fotografen an. Über seine Lebensgeschichte indessen ist kaum etwas bekannt. So bleibt es Vintage-Abzügen, Pressebildern, Veröffentlichungen und Projektionen überlassen, das eindrucksvolle Schaffen einer der großen Figuren der Fotografiegeschichte zusammenzufügen.
Publikation
Zur Schau erscheint ein reichbebilderter Katalog im Verlag Walther König.
Fotografie in den Reiss-Engelhorn-Museen
Der Bereich Fotografie ist ein wichtiger Schwerpunkt der Reiss-Engelhorn-Museen. Mit dem Forum Internationale Photographie und ZEPHYR – Raum für Fotografie befinden sich gleich zwei renommierte Ausstellungsforen zu diesem Thema unter dem Dach der rem. Wechselnde Ausstellungen beleuchten spannende Aspekte von der Pionierzeit des Mediums bis hin zu zeitgenössischen Positionen.
Besucherinformationen Reiss-Engelhorn-Museen Mannheim Museum Zeughaus C5, Forum Internationale Photographie 68159 Mannheim Ausstellungsdauer: 23. März bis 30. Juni 2019 Öffnungszeiten: Di bis So 11–18 Uhr Eintritt: 7 Euro, ermäßigt 4,50 Euro, unter 6 Jahre frei
Bilder und Texte mit freundlicher Genehmigung der Reiss-Engelhorn-Museen Mannheim.
Unsere chronologische Übersicht aktueller Fotoausstellungen im deutschsprachigen Raum.