Rezension: F. Zwerschina. Natürliche Porträtfotografie

.

Ein umfassendes Kompendium

Das Buch hält, was der Titel verspricht. Anders als in vielen Photo-Lehrbüchern wird hier der technische Aspekt eher oberflächlich behandelt. Ein natürliches Portrait entsteht nicht durch den Einsatz besonders aufwändiger Technik, sondern durch das Einfangen einer besonderen Stimmung. Es ist also nur logisch, wenn in diesem Buch komplett auf ein Kapitel zur Blitztechnik verzichtet wird.

Die Empfehlungen zur notwendigen Ausrüstung beschränken sich auf „Kamera plus Standard-Brennweite und/oder kurzes Tele“. Ende. Das ist wohltuend sachlich und ich frage mich, warum es dann unbedingt ein erstes Kapitel zur Technik braucht. Wer dieses Buch kauft, wird bereits eine Ahnung vom Umgang mit seiner Kamera haben.

Der Inhalt

Wo wir gerade von Kapiteln sprechen: nach dem – mit elf Seiten sehr langen – Vorwort folgen die Themen

  • Technik
  • Menschen
  • Licht
  • Kommunikation
  • Posing
  • Raum und Gestaltung
  • Schwarzweiss – mehr als nur ein Bild ohne Farbe
  • Nachbearbeitung
  • Herausforderung Aktphotographie
  • Gedanken zur Fotografie
  • Praxis-Workshops
  • Beispiele aus der Praxis

Rezension: Franz Zwerschina. Natürliche PorträtfotografieDas Buch ist flüssig geschrieben, geht auf wichtige Punkte ein (wie findet man Models, Bildschnitt, Wirkung, Misserfolge etc…) ABER (in Großbuchstaben) man muss sehr diszipliniert lesen. Franz Zwerschina ist großer Fan des Kinos und streut unter der Überschrift „Plauderecke“ reichlich Textblöcke aus seinem Kino-Fundus ein. Das stört in meinem Fall den Lesefluss ganz ungemein. Hinzu kommen weiterhin Textblöcke mit „Tipps“ oder „Know-how“. Diese stets kursiv gesetzten und teilweise farblich abgehobenen Beiträge mögen für manchen Leser von einem gewissen Interesse sein – mich stört ihre Platzierung außerhalb des Textkörpers.

Einen Teil der vom Autor angesprochenen Filme habe ich nie gesehen und wenn ich aus irgendeinem Grund mehr Informationen zu Akiro Kurosawas Kameramann wünschte, würde ich Bücher aus der Kino-Abteilung durchstöbern, nicht Photo-Ratgeber. Außerdem ist die Vermittlung von Know-how der eigentliche Sinn eines solchen Buches. Es sollte selbstverständlich sein und keinesfalls besonders angekündigt werden müssen.

Weil ich gerade die Punkte anspreche, die mir weniger gefallen: in meinem Haus sind Photo-Bücher langlebig – dreißig Euro finde ich OK, die Ausführung als Paperback mit Klebebindung aber nicht.

Denn es handelt sich um ein Buch mit exzellenten Photos und ergänzenden Beschreibungen, die durchaus gut erklären, worin die Schwierigkeiten bei der Aufnahme X lagen und wie mit dem Licht in Aufnahme Y umgegangen wurde. Es ist ein Buch, das man sicherlich öfter und über Jahre in die Hand nehmen wird.

Fazit

Portraitphotographie unterliegt modischen Einflüssen. Wer sich für den aktuell erfolgreichen Stil des „natürlichen Portraits“ interessiert, bekommt hier ein umfassendes Kompendium in die Hand gedrückt. Portraitphotographie hat mehr mit Kommunikation als mit Brennweite zu tun: es braucht keine große Ausrüstung, sondern ein gutes Auge fürs Licht und einen offenen Umgang mit Menschen. Genau darauf zielt dieses Buch, genau das vermittelt „Natürliche Porträtfotografie“ von Franz Zwerschina und damit verdient es inhaltlich die volle Punktzahl. Dass ich dennoch einen Punkt abziehe, hat mit der Präsentation als Paperback und dem – in meinen Augen und wie oben beschriebenen – unglücklichen Layout zu tun.

Die Daten

Franz Zwerschina. Natürliche Porträtfotografie. Mit einfachen Mitteln zu authentischen Photos erschien am 29. Oktober 2018 im dpunkt.verlag. 224 Seiten, komplett in Farbe, Broschur, 18,2 x 1,5 x 24,6 cm. Auch als E-Book erhältlich.
Preis: 29,90 Euro | E-Book 23,99 Euro
ISBN:978-3864905926

Rezension: Stefan Schmitz

Unsere Bewertung:

4 Sterne